Der Mondsee

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Aus der Sicht von Kallista

Nachdem wir alle noch unser nächtliches Bad genommen hatten, rochen wir nicht mehr so übel wie direkt nach dem Kampf. Allerdings zeigte sich am nächsten Morgen - der von einem wunderschönen Sonnenaufgang bei klarstem Wetter geprägt war - dass nasse Kleidung bei solch niedrigen Temperaturen nicht gerade zur Steigerung meiner Laune beitrugen. Es war klamm, kalt und einfach nur eklig. Ich weiß nicht, ob es den anderen ähnlich ging oder sie einfach meine schlechte Laune nicht ertragen wollten, aber wir suchten eine geschützte Höhle und liessen dort noch einen Tag unsere Kleidung an einem Feuer trocknen und ruhten uns aus. Deutlich besser gelaunt starteten wir den folgenden Tag und schon nach kurzem erreichten wir den riesigen Wasserfall, der sich schon von weitem durch tosenden Lärm bemerkbar gemacht hatte. Vorsichtig stiegen wir an seinem Rand in den Abgrund, hin zum Mondsee. Leider änderten wir damit nicht nur unsere Höhe, sondern vor allem auch die Luft: Vom schönen kalten aber klaren Wetter in der nähe des Gletschers änderte es sich zu nebligem und fast dreckig wirkenden aber immer noch kalten Wetter. Und so konnten wir auch den Mondsee aus der Nähe betrachten. Er ist so groß, dass man die andere Seite gar nicht sehen konnte! Jarret erzählte noch etwas davon, dass dieser See etwas besonderes wäre, denn trotz seiner Größe wäre es kein Salzwasser. Ich habe nicht verstanden, warum jemand einen so großen See mit Salzwasser haben wollen würde. Aber ganz ehrlich, wie Trinkwasser wirkte das Wasser nicht gerade. Zum Glück liefen weiterhin kleine Bäche und Flüsse in nicht zu weiten Abständen in den Mondsee, so dass wir nicht aus ihm trinken mussten.

Nach einer kleinen Diskussion zwischen Rangrim und Jarret - bei der sie auf einmal merkten, dass sie einer Meinung waren - sollten wir in dieser hügeligen aber baumlosoen Gegend nach Höhlen als nächtliche Unterkünfte suchen. Es gab davon wirklich genug und sie waren alle einigermaßen windgeschützt und als Nachtlager gut geeignet. Nachdem mir in der Nacht zuvor wieder eingefallen war, dass mein Buch ein Ritual beinhaltet, mit dem ich einen Alarm setzen kann, erklärte ich den anderen, dass wir keine Wachen halten müssten. Zu Beginn waren sie etwas verwirrt, aber dann glaubten sie mir. Als ich also mit meinem Ritual am Eingang der Höhle zu tun hatte, verließ Jarret die Höhle und blickte in die Ferne. Da ich noch beschäftig war, bemerkte ich es zuerst nicht, aber dann sah ich, dass ein Pferd aus dem Nebel zu ihm kam. Es war voll gesattelt und lief direkt auf ihn zu. Verwirrt fragte ich ihn, was das für ein Pferd sei. Seine Antwort, das sei Gunter schien alles zu erklären. Aber natürlich, die Katze ist ja auch nicht immer da - vermutlich ist es so etwas ähnliches.

Am nächsten Morgen überraschte uns auch Rangrim ein wenig. Er fragte - direkt neben dem Bach stehend - ob wir etwas frisches Wasser wollen, dass nicht verdirbt. Ich dachte, er würde meinen Wasserschlauch aus dem Bach füllen und dann mit seinen klerischen Fähigkeiten die winzigen Tiere darin unschädlich machen. Aber statt dessen regnete es auf einmal Wasser, Brot, Trockenfleisch, Käse und Hafer. Besonders lecker war es allerdings nicht. Ralgaron sagte nur "Dein Gott kann nicht kochen". Ich glaube, Rangrim war etwas traurig. Der Tag und auch die Hälfte des nächsten Tages waren von Laufen geprägt. Die Landschaft änderte sich nicht, das Wetter änderte sich nicht. Es war eigentlich ein bisschen langweilig. Am Nachmittag dann aber trafen wir auf ein Dorf, Ionastir. Jarret war enttäuscht von der Größe, denn er hatte den halben Vormittag davon geredet, ein schönes heißes Bad zu nehmen. Aber das Dorf hatte unicht einmal eine Schenke. Überhaupt hatten sie nicht viel, nicht mal ein bisschen gute Laune. Ein grummeliger Typ sagte, wir sollen zum Dorfvorsteher, wenn wir was wollten und wies auf das Haus hinter sich. Die Jungs gingen rein und unterhielten sich eine Weile mit Sigfried, dem Dorfvorsteher. Erst war er auch nicht besonders nett, aber irgendwann schenkte Rangrim Schnaps aus - da bin ich dann auch reingegangen - und Sigfried wurde auf einmal viel freundlicher und nach dem zweiten Becher ordnete er sogar ein kleines Fest an. Es war schön, mal wieder echtes gekochtes Essen zu haben und die Nacht in einem Haus zu verbringen. Abends sassen wir dann noch mit den Leuten aus dem Dorf zusammen und erzählten ein bisschen. Ich habe die Geschichte der vorletzten Nacht erzählt - vielleicht ein bisschen toller als es war, aber so entstehen wahre Helden! Es hat auf jeden Fall gereicht, die Kinder zu beeindrucken.

Am nächsten Tag konnten wir also besser ausgeruht und gestärkt unsere Reise fortsetzen. Nach einer Weile trafen wir einen Karren mit ein paar bewaffneten Söldnern. Man erkundigte sich nach dem Zustand des Weges und ging weiter. Die wollten irgendwie nach Vaasa.

Kurz nach Mittag kamen wir an Sulasspryn an. Sigfried hatte davon erzählt. Es war einmal eine wirklich große Stadt mit mehreren tausend Einwohnern. Aber vor 70 oder 80 Jahren hat irgendetwas die ganze Stadt zerstört. Es sah auch wirklich komisch aus. Die ganze Stadt lag in einer Art Krater und die Gebäude waren alle eingestürzt. Da der schnellste Weg hindurch ging, konnten wir uns die Stadt noch etwas genauer ansehen. Irgendetwas war komisch - es gab keine Naturgeräusche wie Vögel oder Insekten und überhaupt war alles überraschen sauber für eine Stadt, die schon seit über einem halben Jahrhundert leer ist.

Auf einmal zog Rangrim seinen Hammer und sagte "da beschwört doch jemand was". Wir gingen ihm hinterher und auf einmal hörte ich auch eine Art gleichtönigen Singsang. Jarret murmelte nur irgendwann etwas von Totengesang, mir war das völlig fremd. Wir warteten kurz vor der Ruine, aus der der Gesang kam und heraus kam ein alter verhutzelter Mann, der eine Kutte trug, die das Symbol von Kelembvor zeigte. Er stellte sich uns als Huthmar vor und schien ertstaunlich viel über jeden von uns oder auch ganz allgemein zu wissen. Nachdem wir ein paar Worte gewechselt hatten, bot er uns eine Rast mit Essen an - auch um Rangrim zu zeigen, wie man etwas Gutes aus den Gaben seines Gottes kochen könne. Rangrim und Jarret gingen mit ihm mit, Ralgaron und ich gingen zum See, denn er hatte mir versprochen, mir zu zeigen, wie Steine auf Wasser hüpfen. Und tatsächlich, er kann Steine so werfen, dass sie auf dem Wasser weiterzuspringen scheinen. Irgendwann gehen sie aber dann doch unter. Er erklärte mir, wie die Steine aussehen müssen und wie man sie wirft. Ich suchte ein paar Steine und tatsächlich habe ich einen davon springen lassen. Die anderen gingen aber leider unter wie - naja, wie ein Stein im Wasser eben.

Während Kallista und Ralgaron fröhlich Steine ins Wasser werfen, folgen Rangrim und Jarret Huthmar in seine Behausung. Er erklärt ihnen, dass er hier auf 'aufpasst' und dass auch nach ihm sicher ein Priester Kelembvors hier seine Arbeit verrichten wird.

Jarret hatte uns Gunter mitgeschickt. Ich dachte erst, er tut das, damit das Pferd ein wenig Bewegung abbekommt, aber auf dem Rückweg wusste es ganz genau, wo wir die anderen drei finden konnten. Dieses Pferd ist auf jeden Fall besser trainiert als meine Katze. Vielleicht sollte ich anfangen, indem ich ihr einen Namen gebe. Ich überlege noch, welchen. Wir trafen die anderen und hörten noch, dass Huthmar erklärte, sein Gott könne alles vorhersehen. Ausserdem lachte er dauernd. Ich wusste gar nicht, dass ein Priester des Gotts der Toten so viel kichern kann. Aber ich glaube, die Einsamkeit hat auch ihren Teil dazu beigetragen. Auf jeden Fall brachen wir kurz nach dem - wirklich deutlich verbesserten - Essen auf. Es war wieder diese langweilige Landschaft mit dem ekligen Wetter. Doch etwas daran war komisch. Wir waren ja kurz nach Mittag angekommen und hatten uns etwa zwei Stunden dort aufgehalten. Als wir weiter gingen, ging gerade die Sonne auf. Das war schon irgendwie komisch. Aber ich fühlte mich aus so ausgeruht, als hätte ich die ganze Zeit geschlafen, also wollte ich mich nicht beschweren.

Neben dem wirklich langweiligen Weg passierte aber noch etwas aufregenderes an diesem Tag. Ralgaron, der in den letzten Tagen immer etwas voraus scoutete und auch Rangrim stürzten auf einen höheren Hügel zu und faselten etwas von einem Typ in Kutte. Ich folgte - eher in Rangrims Geschwindigkeit, Jarret ritt Ralgaron nach, auch wenn wir beide nichts gesehen hatten. Auf dem Hügel war auch niemand, aber es gab Fussspuren und Aschereste. Ich bin mir ganz sicher, hier hat jemand einen Zauber auf sich gesprochen, mit dem er sich in Asche verwandelt, um sich woanders wieder in seine ursprüngliche Form zu bringen. Ich packte ein wenig der Asche in meinen Beutel mit den Springsteinen - vielleicht würde dem Magier ja ein Stück fehlen, wenn er sich wieder zusammen setzt. Jarret machte auf einmal Anstalten, die restliche Asche bepinkeln zu wollen. Wer weiß, was da in ihm vorging. Als dann auch noch Ralgaron lachend meinte, das sei eine gar lustige Idee, er macht mit, ging ich lieber kopfschüttelnd weiter auf den Weg.

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Kategorie: Tagebuch
Spieltag: 15. November 2016

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