Die Überfahrt

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Aus der Sicht von Kallista

Wir gingen in den Hafen, um nach einem Schiff Ausschau zu halten, das uns nach Melvaunt bringen sollte. Jarret wusste genau, nach was er suchte, auch wenn ich es nicht genau verstand. Tatsächlich das erste Schiff, das er ansteuerte - die Hulburg, gehörte zum Hause Erstenwold und sollte am nächsten Tag in die gewünschte Richtung aufbrechen. Jarret bat um Passage für uns und wir sollten uns vor Sonnenaufgang einfinden, um dabei zu sein. Das klang wirklich einfach mit diesen Schiffen!

Ralgaron hatte ein ganz anderes Ziel im Hafen. Er wollte auf eine der Krallenförmigen Felsen, die das Hafenbecken zur Seeseite abschirmten. Er zog sich nackt aus und sprang in das brackige Wasser, um hinaus zu schwimmen. Wären mehr Frauen im Hafen anwesend gewesen, hätte das mit Sicherheit bereits Blicke auf sich gezogen. Eine ganze Weile sah ich ihn um einen der Felsen herumzuschwimmen, daran heraufklettern, aber nach einem Meter bereits wieder abrutschen und tauchen. Schließlich kehrte er zurück und ließ uns wissen, dass es wohl nicht machbar sei, auf diesen Felsen zu kommen. Ich hatte da aber eine ganz besondere Idee. Ich hieß ihn warten, lief hinter einen Kistenstapel neben einem der Schiffe, verwandelte mich dort ungesehen in eine Gaswolke und schebte auf den Felsen hinauf. Dort verwandelte ich mich zurück und rief zu den Gefährten und winkte. Keiner hörte mich, alle starrten noch auf den Kistenstapel. Ich wollte doch nicht unnötig hier herauf gekommen sein, also verstärkte ich meine Stimme und rief abermals. Diesmal hörte es der ganze Hafen. Das war mir dann doch etwas peinlich und mit dem ganzen Gewinke verlor ich dann das Gleichgewicht und rutschte den Felsen hinab Richtung See. Der Aufschlag tat richtig weh! Während ich am Überlegen war, dass Schwimmen nicht gerade meine Stärke ist und ich noch dazu die ganzen Klamotten trug, lief Rangrim über das Wasser ohne es zu berühren auf mich zu. Ich muss ihm gegenüber wohl einmal erwähnt haben, dass ich nicht gut schwimmen kann. Er packte mich und zerrte mich mit sich zurück, wo uns die anderen die Mauer hinauf halfen. Alle starrten uns an. Vielleicht hätte ich mich doch nicht dazu hinreißen lassen sollen. Auf einmal jubelten sie und lobten uns. Ich war wohl der erste, der jemals auf einem der Felsen stand. Nun gut, man soll sich ruhig auch mal positive Dinge über Tieflinge erzählen!

Anschließend verteilten wir uns einigermaßen. Jarret und ich gingen zu den Erstenwolds zurück. Ich ließ meine Kleidung trocknen und kümmerte mich um mein Buch, Jarret besprach mit Miya die Überfahrt, da es eines ihrer Schiffe war. Rangrim verlor sich im bechernden Troll beim Trinken. Ich habe gehört, unsere Episode soll ihm einige Drinks eingebracht haben. Ralgaron war wohl nur spazieren.

Abends trafen wir uns wieder alle, denn wir waren zum Essen geladen. Ralgaron hat sich sogar extra wieder schick gemacht - unsere alten Kleider waren bis dahin zum Glück schon wieder sauber und trocken. Zum Essen trafen wir dann auf Miya Erstenwold?, Vasil Stojanoff, Kapitän Huggla von der Hulburg, zwei Zwerge mit Namen Romuld und Remuld - anscheinend alte Handelspartner und Kara Hulmaster, die Tocher des Hamach. Das Essen war vorzüglich, auch wenn es keinen Schokoladenpudding gab. Viele der Gespräche waren mir zu händlerisch, aber ich erfuhr auch, dass die Überfahrt zwar nicht als sicher galt, man aber nur wenige Gefahren erwarte. Es gäbe Piraten, Kraken und allerlei anderes, das eine solche Fahrt gefährden kann. Richtig beruhigt hat mich das leider nicht.

Irgendwer erzählte dann noch etwas von einer alten Legende, dass vor hunderten von Jahren in einem Krieg der Führer Hulburgs irgendwie in ein Labyrinth unterhalb des Hafens verschwand. Es klang gruselig, aber ich war noch mit Gedanken an die Überfahrt beschäftigt, also habe ich nicht alles mitbekommen. Ich bin dann auch recht früh ins Bett, weil ich nicht die Abfahrt verpassen wollte.

Während Kallista sich zur Ruhe begibt, erregt Ralgaron noch einmal das allgemeine Interesse. Er hatte bei seiner Fels-Aktion im Wasser ein humanoides Wesen im Wasser gesehen, wenn auch nur aus dem Augenwinkel. Entsprechend fragte er die Anwesenden, was man von den anderen Menschen im Wasser hielte - aber außer großen fragenden Blicken erhielt er keine erschöpfende Auskunft.

Am nächsten Morgen traf ich Jarret auf dem Gang. Er hatte seine 'neue' Rüstung an - die wir in der Höhle besiegt hatten. Erst war es ein bisschen gruselig, wegen der Erinnerung an den Kampf. Aber Jarret macht darin eine ganz stattliche Figur. Ich war erst überrascht, dass Rangrim nicht da war, aber er hatte sich wohl bereits am letzten Abend von Kapitän Huggla mit auf die Hulburg nehmen lassen. Sehr clever. Wir gingen zum Hafen und ich war überrascht, dass Kara, die Tochter des Hamach auch auf der Hulburg zu finden war. Sie kam ebenfalls mit nach Melvaunt. Wir teilten uns ein Zimmer. Sie ist ein bisschen steif, aber sonst ganz ok. Vermutlich kann man sich auf sie verlassen. Die Abfahrt war aufregend, weil ich ja noch nie auf einem Schiff war. Der Wind in der Nase, die klare Luft, dieses leichte Wiegen - das war schon sehr schön. Der Tag verlief sonst recht ereignislos und ich genoß viel Zeit an Deck. Ralgaron musste es natürlich wieder übertreiben und kletterte wie ein Tier in den Masten herum. Jarret suchte sich zum Dragonchess spielen diesmal Kara und gewann auch, allerdings gab sie ihm das Gefühl, sie habe ihn gewinnen lassen. Rangrim sah ich erst sehr spät, denn er schien wirklich hervorragend in seiner Hängematte zu schlafen.

Am Abend wird der Wind ein bisschen rauher, das Schaukeln nimmt zu. Tatsächlich war das gar nicht mehr so lustig, denn mir wurde ordentlich übel. Zum Glück hatte ich dieses Mittel gegen Übelkeit besorgt, denn so konnte mein und Rangrims Abend gerettet werden.

Am nächsten Morgen wurden wir von lautem Glockenalarm geweckt. Panisch rannten wir alle an Deck. Naja, alle ausser Jarret, ich weiß nicht, wo der so lange steckte. Aber eigentlich war es nur Alarm für die Besatzung, die aufgrund des noch schlechteren Wetters zur Arbeit gerufen wurde. Und es war wirklich noch schlechter als am Abend davor. So schlimm, dass ich mich übergeben musste. Die Crew nannte das 'die Fische füttern'. Ich möchte kein Fisch sein. Während ich also so über der Reeling hänge und den Horizont fixiere, fällt mir auf, dass in einiger Entfernung ein dunkler Fleck auf uns zukommt. Ich mache die Besatzung darauf aufmerksam und möchte wissen, welches Wetterphänomen uns jetzt droht, aber anscheinend ist es ein Piratenschiff, dass unsichtbar an uns heranpirschen möchte.

Als ich meinen Stab von unten hole, um mich auf einen Kampf vorzubereiten, kommt auch Jarret aus seiner Kajüte. Er hat seine Plattenrüstung an und sieht recht gestresst aus. Vermutlich hat er deswegen so lange gebraucht. Wieder an Deck kann ich gerade noch sehen, dass das andere Schiff - jetzt sichtbar - direkt an uns herangefahren ist, bevor mich ein Feuerball trifft. Der hat gesessen, das kann ich sagen. Ein Kampf entbrandet, in dem unsere tapferen direkt am Rande des Schiffes gegen die anderen Crew und ihren Kapitän kämpfen, während ich mich auf den vermaledeiten Magier konzentriere. Tatsächlich können wir mit unserer tollen Teamarbeit die andere Mannschaft besiegen und den Kampf für uns entscheiden.

Unsere Crew nimmt Reparaturen an unserem Schiff vor, denn ein anderer Feuerball hat den Mast getroffen und der kommt nicht so gut mit Feuer zurecht wie ich! Vom anderen Schiff wird alles von Wert geholt, dann alle Leichen dort platziert und dann wird es angezündet. Ralgaron hat eine Schatulle aus der Kapitänskajüte mitgebracht, die verschlossen ist und ich habe das Zauberbuch des Magiers gefunden.

Auch wenn Ralgaron sich sehr über die ganze Aufregung freut - ihm war vorher etwas langweilig - so hat sich unsere Weiterreise doch wenigstens um einen Tag verzögert.

Aus der Sicht des Rangrim Frostbeard

Ich habe bemerkt, dass sich Kallista des öfteren still und heimlich zurückzieht um unsere Erlebnisse niederzuschreiben - an für sich keine schlechte Idee, allerdings habe ich noch nie von einem Tiefling gehört, der ein guter Geschichtenerzähler war... vielmehr, dass sie eine seltsame Sicht auf die Dinge haben und ihnen allgemein nicht zu trauen ist. Kallista ist zwar ein untypischer Tiefling, allerdings kann ich ihr eine gewisse Sprunghaftigkeit und Spitzzüngigkeit nicht absprechen, darum entschied ich mich, ebenfalls die Ereignisse zu Pergament zu bringen - nicht umsonst sind die Zwergenbibliotheken jene, in denen man am meisten Wissen entdecken kann.

Jarret führte uns in den Hafen, um eine Überfahrt auf einem dieser schaukelnden Holzungetümer zu organisieren, mit denen die Menschen so gerne reisen. Wenn man mich gefragt hätte - was natürlich nie jemand tut, wie ich weiß - hätte ich darlegen können, warum das Reisen zur See IMMER eine schlechte Idee ist... Die Große Mutter wollte es allerdings, dass Jarret eine Überfahrt nach Melvaunt klar machen konnte. In jener Zeit hatte Ralgaron die grandiose Idee in dem brackigen Hafenwasser schwimmen gehen zu müssen. Um die ganze Sache noch auf die Spitze zu treiben kletterte er an diesen komischen klauenförmigen Felsen hoch, die im Wasser stehen. Glücklicherweise rutschte er sofort ab und begnügte sich mit Schwimmen und Tauchen. Aber natürlich war das nicht genug, Kallista musste natürlich mal wieder übertreiben und zauberte sich irgendwie auf diesen Felsen hinauf und rief so laut, dass es wahrscheinlich im Eiswindtal zu hören war. Es kam dann wie es kommen musste und sie rutschte ab. Bei allen Höllen, wenn man auf diesen Felsen rauf sollte hätte er Treppen im oder am Stein. Als ich sah, dass der Aufprall recht hart gewesen war rettete Sie der Wille der Göttin vor dem Ertrinken - glücklicherweise ohne, dass ich nass werden musste. Ich lief zu ihr und zog sie an Land. Bei der Großen Mutter, ich fühle mich wie eine Amme! Ich zog mich bis zum Abendessen in den Bechernden Troll zurück, um nicht noch mehr Dummheiten ausbügeln zu müssen.

Am Abend waren wir zum Abendessen mit wichtigen Persönlichkeiten der Stadt eingeladen. Ich kleidete mich meines Standes gemäß - was ich im allgemeinen selten tue, da der Wille der Mutter meist im verborgenen geschieht und ich dieses Schnöseltum der Menschen nicht ausstehen kann - und schloss mich meiner Gruppe an. Bei Tisch trafen wir auf Kara Hulmaster, Miya Erstenwold, Vasil Stojanoff, einen Kapitän dieser vermaledeiten Schiffe namens Huggla und, was mich besonders freute, die beiden Zwerge Romuld und Remuld. Seltsamerweise stellten sich diese nicht mit ihrem vollen Namen vor, was mich dazu veranlasste ebenfalls nur bei Rangrim zu bleiben und die Namen meiner geehrten Vorväter ungenannt zu lassen. Jarret hat wohl auf dem Schiff von Huggla eine Überfahrt verlangt, darum drehten sich recht viele Gespräche um diese Reise, die ich immer noch für eine schlechte Idee halte. Diese Kara ist mir etwas suspekt: Sie trinkt weder Bier noch Wein und sowohl Ralgaron, Jarret als auch andere Männer starren sie immer mal wieder länger an... Irgendwas ist da bestimmt faul. Am späteren Abend wurden dann noch Gruselgeschichten über eine versunkene Stadt unter der Stadt ausgetauscht, in der ein böser toter Magier leben soll - Was für ein Humbug. Danach gab auch Ralgaron etwas zum Besten, indem er über Menschen sprach, die tief im See leben sollen. Die Geschichte weckte großes Interesse. Das war wenigstens unterhaltsam, ich denke er hat Talent für sowas. Am Ende des Mahls packte ich meine Sachen und übernachtete auf dem Schiff. Wenn ich schon in diese Dummheit mitmachen muss, dann will ich wenigstens entscheiden, wo genau ich schlafe.

Meine Schlafmütze sorgte dafür, dass ich hervorragend schlief. Ich erwachte lange, nachdem wir den Anker gelichtet hatten und ging an Deck. Dort traf ich auch diese Kara wieder. Entweder hat sie verschwiegen, dass sie auch an der Überfahrt teilnehmen würde oder ich habe verpasst, als sie es gesagt hatte. Da sie sich mit Kallista ein Zimmer teilt und ich ihr nicht traue, werde ich sie im Auge behalten. Das Geschaukel erinnerte mich unangenehm daran, dass ich die Reise zur See immernoch für eine dumme Idee halte. Die anderen haben wohl Spaß daran - manchmal frage ich mich, wie Menschen überhaupt so lange überleben können, bis sie ihre ersten Stiefel tragen. Nicht nur, dass mir die Seeluft nicht bekommt, auch die Fahrt an sich ist öde wie das Zählen der eigenen Barthaare. Im Laufe des Tages wurde das Geschaukel zunehmend schlimmer und ich bekam wohl das, was die Matrosen eine Seekrankheit nennen. Kallista hatte aber ein Mittel dagegen, welches auch half - ich schulde ihr wohl ein Bier, wenn wir von dieser schwimmenden Dummheit wieder herunter sind. Ich ging früh zu Bett und verließ mich auf meine gute alte Schlafmütze.

Der nächste Morgen begann mit Glockengeläut und einem heftigen Unwetter. Habe ich schon erwähnt, dass ich die Reise auf einem Schiff für eine dumme Idee halte? Wenigstens wirkte die Mannschaft recht eingespielt - zumindest die, die nicht grün im Gesicht waren. Das ganze schöne Essen des letzten Abends wollte dann auch nicht in meinem Magen bleiben darum begab ich mich so würdevoll wie möglich an die Reling. Ralgaron schien sich hervorragend zu amüsieren - komischer Kerl. Ich stand neben Kallista und sah meinem Mageninhalt hinterher, als sie mich auf einen unnatürlich dunklen Punkt am Horrizont aufmerksam machte. Ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass so ein Unwetter nicht natürlich sein konnte. Ich machte mich auf alles gefasst. Nach ein paar Augenblicken war klar, dass wir einem Angriff von Piraten ausgesetzt waren, da sie die Tarnung um ihr Schiff fallen ließen. Um die Sache noch schlimmer zu machen, begrüßte uns ihr Magier mit mehreren Feuerbällen. Einer davon flog in meine Richtung und setzte den Hauptmast in Brand. Sein Tod war beschlossene Sache, denn er wagte es den, Willen der Großen Mutter zu behindern. Es war ein recht langer Kampf mit der großen Piratencrew, der mich zwang, eine Sense zu beschwören, um die Seelen des Piratenpacks zu ernten. Kallista und Jarret kümmerten sich um den Magier, während ich mich auf die normalen Seeräuber und deren Kapitän konzentrierte. Inzwischen sind wir im Kampf eine wirklich gute Einheit geworden. Beeindruckt hat mich Ralgaron, der sich munter durch mehrere Piraten schnitt. Nach dem Kampf kamen die Instinkte der meisten Menschen wieder durch: Plünderung. Wann lernen sie endlich, dass Gold nicht wegläuft, aber das Leben der Personen erlöschen kann, wenn man nicht sofort handelt. Ich erbat bei der Göttin eine Heilung der Wunden meiner Schiffskameraden und kümmerte mich danach um die Gefallenen. Nach der letzten Segnung jener, die es nicht geschafft hatten, gesellte ich mich wieder zu meiner Gruppe. Dies war erst der zweite Tag in Richtung Melvaunt. Wenn das so weiter geht wird es wirklich anstrengend.

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Kategorie: Tagebuch
Spieltag: 20. März 2016

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